Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 6. Januar 1999

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"Zu Hause in Haft: Elektrofessel statt Knast / Neuartiger Strafvollzug
Um die überfüllten Gefängnisse zu entlasten, beginnt England unter Einbeziehung der Privatindustrie mit einer möglicherweise riskanten Reform des Strafvollzugs. Ende des Monats werden die ersten 500 Strafgefangenen vorzeitig nach Hause entlassen, aber zu einem Hausarrest, dessen Einhaltung mit Hilfe von Kontrollplaketten überprüft wird. Die mit der Auflage strikten Ausgehverbots vorzeitig entlassenen Strafgefangenen werden elektronisch 'an die Leine gelegt'. Der Staat hat mit privaten Schließgesellschaften Verträge abgeschlossen, wonach die Anwesenheit der unter Hausarrest Gestellten mit einer Art elektronischer Fußfessel kontrolliert wird. ... Auch in den Niederlanden praktiziert man seit 1997 den neuen Strafvollzug des elektronischen Hausarrests. Auch dort registriert ein kleiner, etwa streichholzschachtelgroßer Kasten am Fußgelenk alle Bewegungen und auch Telefongespräche des Verurteilten." MoPo 6.1.99 S. 7

"Hausarrest unter Juristen umstritten
... Der Saarbrücker Strafrechtler Heinz Müller-Dietz warnt vor übertriebenen Hoffnungen: 'Der Anwendungsbereich der elektronischen Fußfessel ist sehr begrenzt.' Er verwies darauf, daß Straftäter mit einer schlechten sozialen Prognose, ohne festen Wohnsitz, sowie Alkohol- und Drogenabhängige ohnehin als Kandidaten für den Hausarrest mittels einer elektronischen Fußfessel ausscheiden würden." MoPo 6.11.98 S. 7

"'Elektronischer Hausarrest bringt keine Entlastung' / Strafrechtler warnt vor übertriebenen Hoffnungen
Für die Einführung elektronischer Fußfesseln  in Deutschland zwischen offenem Vollzug und Haftentlassung besteht nach Angaben des Bundesjustizministeriums noch kein konkreter Zeitplan. ... Die vor allem von Berlin und Hamburg geplanten Modellversuche sehen vor, daß sich Häftlinge mit einer elektronischen Fußfessel über Telefonleitung, Monitor und Computer kontrollieren lassen." BerlZtg 6.11.98 S. 5

"Justiz: Strafrechtler gegen elektronische Fußfessel" Welt 6.1.99 S. 5

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"Massen-Gentest führt nicht zum Mörder
Die Hoffnung, mit einem Massen-Gentest erneut einen Kindermörder zu fassen, hat sich im Mordfall Markus Wachtel nicht erfüllt: Die großangelegte Untersuchung bei mehr als 2 000 männlichen Einwohnern hat nach Polizeiangaben vom Dienstag keine heiße Spur zum Mörder ergeben." BerlZtg 6.1.99 S. 10

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"Kein Datenschutz in Kliniken
'Wer in einem Krankenhauscontainer wühlt, findet bestimmt geheime Informationen.' Der Anästhesist und Computerexperte Nicolai Schäfer ... hat keine gute Meinung vom Datenschutz in deutschen Krankenhäusern. 'Der Umgang mit Daten ist sorglos und laienhaft', wirft er Ärzten und Personal vor. Oft würden Operationsprotokolle, ohne einen Reißwolf zu passieren, in den OP-Papierkorb geschmissen." Welt 6.1.99 S. 20

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"Sozialhilfe: Zwei Detektive in Spandau unterwegs / Prüfung bei Betrugsverdacht
Hat der Antragsteller vorhandenes Vermögen verschwiegen, die Wohnverhältnisse schlechter dargestellt, als sie wirklich sind? Auch Spandau will sich künftig nicht allein auf die Ehrlichkeit beim Ausfüllen der Anträge auf Sozialhilfe verlassen. Zwei im Volksmund 'Sozial-Detektive' genannte Amts-Mitarbeiter sollen jetzt bei Hausbesuchen Anspruchsteller auf Herz und Nieren prüfen, um möglichen Mißbrauch beim Bezug von Sozialhilfe-Leistungen Vorschub zu leisten. ... 'Dieser Sozialprüfdienst ist keinesfalls eine Schnüffelei, sondern eine Tätigkeit im Sinne der Solidargemeinschaft', sagt auch Jörg Kundt, Leiter des Spandauer Sozialamtes. ... Diese Art von Sozialprüfdienst habe für die SPD jedoch den Anschein, als begegne man jedem Antragsteller von vornherein mit dem Verdacht, daß er betrügen wolle." MoPo 6.1.99 S. 16

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